Produktherkunft der Tragehilfen

Die Geschichte des Tragens

Die Geschichte des Tragens hat stammesgeschichtliche Hintergründe. Menschen lebten früher in Gruppen oder Horden zusammen und waren ständig unterwegs, immer wieder auf der Suche nach Nahrung und einem sicheren Lagerplatz. Der Nachwuchs wurde auf diesen Wanderungen beständig am Körper mitgenommen. Daraus resultiert eine stammesgeschichtlich bedingte „Tragetradition“, die weltweit verbreitet war und auch heute noch in vielen Kulturkreisen praktiziert wird.

Ein Säugling ist nach wie vor durch den Greifreflex, die Anhock-Reaktion u.a. an das „getragen werden“ angepasst. Das Tragen fördert die motorische, sensorische und kognitive Entwicklung des Kindes.

Tragepapas und Tragemamas verschiedener Kulturen und Ethnien benutzen Fidella Trageprodukte

Afrika

Kanga

Ein Kanga ist ein rechteckiges Stück Baumwollstoff, welches ca. 1 Meter breit und 1,50 Meter lang ist. Ein Kanga wird nicht nur zum Transport von Kindern verwendet, sondern auch als Kleidungsstück. Das Tuch ist in keiner speziellen Technik gewebt, und wird in den Regionen Tansania und Kenia (Ostafrika) getragen.

Charakteristischer Aufbau: Am Rand verläuft ein Rahmen (Swahili: pindo), welcher das Muster im Mittelteil (mji) und einen im Mittelteil eingebetteten Spruch (jina), begrenzt.

Das Stoffstück wird über den Rücken des Kindes gelegt und an der oberen und unteren Kante fest gestrafft. Die Enden werden dann vor dem Bauch ineinander verdreht festgebunden.


Asien

Mei Tai (背带) | China

Der Mei Tai - auch Meh Dai (Kantonesisch) oder Bei Dai (Mandarin) genannt - ist eine traditionelle, aus Asien (China) stammende, Tuchtrage.

Der Mei Tai wird manchmal als Urtrage der Tragesäcke oder Komforttragen bezeichnet. Ursprünglich wurde er aus einem rechteckigen Stoff, der als Tragesitz für das Kind diente, mit je einem Band an jeder Ecke gefertigt. Die beiden Bänder an den oberen Ecken dienten als Träger, die beiden Bänder am unteren Teil als Hüftgurt.

Moderne Varianten des Mei Tai gibt es in verschiedenen Formen. Die amerikanischen Versionen sind eher eckig und oben manchmal rund oder angeschrägt. Europäische Mei Tais sind in der Form oft geschwungener und runder vom Schnitt. Durch Abnäher im Rückenpanel kann das Baby optimal gebeutelt werden. Viele Tuchtragen sind zudem mitwachsend und verfügen über variable Einstellmöglichkeiten am Steg und sind auch in der Höhe des Rückenpanels variabel. Die meisten haben zusätzlich eine Kopf-/Nackenstütze, die auch als Kapuze oder Sonnenschutz dient.

Mei Tai´s können vor dem Bauch, auf dem Rücken und auf der Hüfte getragen werden. Sie ähneln in ihrer Bindeweise einem Tragetuch und sind relativ kompatibel für nahezu alle Konfektionsgrößen.

Onbuhimo | Japan

Der Onbuhimo ist eine aus Japan stammende Tragehilfe.

Der Name Onbu-himo setzt sich aus 2 Wörtern zusammen:
Onbu, bedeutet soviel wie „Huckepack“ oder „auf dem Rücken tragen“, und himo ist das japanische Wort für „Band“ oder „Strang“, wobei dieser flach und ca. 7-8 cm breit war.

Die traditionale Tragehilfe bestand lediglich aus einem Stoffstück und einem Strang, welche miteinander verbunden wurden.

Lange Zeit mussten die Japaner (Haus-)Arbeit und Kindererziehung unter einen Hut bringen. Daher verbrachten die Kinder die Zeit auch während der Arbeit mit ihren Eltern. Damit die Eltern ihrer Tätigkeit nachgehen konnten, wurden die Kinder hauptsächlich auf dem Rücken getragen. So konnten die Kinder am Alltag teilhaben und die Eltern konnten weiterhin z.B. die Feldarbeit verrichten.

Diese Rückentrageweise wurde nicht nur von Müttern praktiziert, sondern auch von Großeltern oder von Kindern, die ihre Geschwister auf dem Rücken trugen, während die Eltern ihrer Arbeit nachgingen. Auf diese Weise wurden Kinder über Jahrhunderte hinweg getragen.

In Japan war neben dem Tragen im himo auch das Tragen im kimono über viele Jahre üblich. Für das Tragen im kimono wurde das Baby zwischen Körper und Kimono gesetzt und mit einem Gurt festgebunden damit es nicht herausfallen konnte. So nah am Körper getragen, hatte man immer ein Gefühl für das Wohlbefinden des Kindes.

Die Tragegewohnheiten änderten sich maßgeblich in den 1930er Jahren, im Zuge der Industrialisierung, als immer mehr kommerzialisierte Babytragen auf den Markt kamen. Erste Formen ähnelten einem Mei Tai (auch Meh Dai (Kantonesisch) oder Bei Dai (Mandarin) genannt).
Es gab zudem auch regionale Onbuhimos in Amakusa, Kyushu, die „Onbumokko“ genannt wurden.
Ähnliche Varianten wurden in China und Korea hergestellt. Die Traghilfen dort wurden allerdings für andere Trageweisen genutzt, meist für das Tragen auf der Hüfte.

In den späten 1960ern wurden die Tragehilfe weiter angepasst. Viele wussten nicht, wie sie den Onbuhimo anlegen sollten, deshalb brachten japanische Babytragehersteller Schlaufen an, um das Binden der Tragehilfe zu vereinfachen. Einige Mütter bemängelten, dass die gekreuzten Schultergurte ihre Brüste zu sehr hervorheben würden, so wurde der Onbuhimo noch weiter optimiert. Der Schnitt wurde angepasst und einem Rucksack nachempfunden.
Gleichzeitig wurde das Rückentragen immer weniger praktiziert und der traditionale Onbuhimo rückte mehr und mehr in den Hintergrund.

Heutzutage wird der traditionale Onbuhimo oft mit einer Rückentrage ohne Hüftgurt in Verbindung gebracht. Die ursprüngliche japanische Intention des Onbuhimo war allerdings die Teilhabe am Alltag. Die Kinder wurden auf dem Rücken getragen und konnten dabei über die Schulter des Tragenden schauen.

Podaegi (포대기) | Korea

Der Podaegi stammt ursprünglich aus Korea und wird traditional als Rückentrage genutzt.

Er besteht aus einem länglichen Stofftuch, das mit 2 Bändern an den oberen Ecken gefertigt wird. Die Träger (Bänder) können entweder über der Schulter oder unter der Brust gebunden werden.

Die Tragehilfe ist für Bauch- und Rückentrageweisen geeignet. Durch den Beutel sitzt der Tragling immer in der anatomisch korrekten Anhock-Spreizhaltung. Das Rückenteil kann individuell in der Höhe angepasst werden. Durch die Überkreuzung der beiden Träger unter Babys Popo wird der Beutel fixiert, das Rückenteil stabilisiert und das Kind sitzt ähnlich wie im Tragetuch.

Der Podaegi ist vielseitig und bedarf etwas Übung beim Binden.

Podaegi heißt übersetzt „swaddling“ / „wickeln“.

Dirmac | Türkei

In der Türkei wird in der Region Anatolien noch heute ein einfaches Stofftuch mittels eines breiteren Bandes - dem Dirmac - um die Hüfte gebunden, um so sein Kind auch während der Arbeit bei sich zu haben.

Der FlyPoD ist eine hüftgurtlose Tragehilfe, die optisch an einen traditionellen koreanischen Podaegi angelehnt ist. In seiner Funktionsweise basiert er allerdings auf der klassischen türkischen Art ein Kind bei der Feldarbeit zu tragen.

Unser Fidella FlyPoD hat flügelähnliche Schulterstränge, wie bei einem Fly Tai, die sich variatiantenreich binden lassen und tolle Finishes bieten.

Hmong | Vietnam/ Thailand

Im Prinzip wie ein Podaegi nur mit schmalem Rückenteil.

Chunei | Südkorea

Eine Tragehilfe aus Südkorea.

Selendang | Indonesien

Trageweise: Hüftsitz.


Europa

Hockmantel | Deutschland

Der Hockmantel ist wie ein Cape geschnitten. Er wurde um das auf der Hüfte sitzende Kind und den Tragenden gelegt. War im letzten Jahrhundert vor allem im Thüringer Raum verbreitet.

Welsh Blanket | Großbritannien, Wales

Traditionelles Tragetuch aus Wales. Es ist eher dick und deckenähnlich mit einer waffeleisenähnlichen Struktur.


Nordamerika

Amanti | Grönland

Der Amanti ist ein Tragemantel aus Robbenfell. Das Baby wird vorher in Tücher gepackt und zusammengeschnürt, um dann in die Kapuze des Amanti gesetzt zu werden. Ganz kleine Babys verschwinden fast ganz in der Kapuze. Die Position des Kindes wird mit Bändern geregelt.

Papoose

Das sind Holzgestelle, die auf dem Rücken getragen werden. Die Babys werden vorher eingeschnürt und dann auf den Rücken geschnallt.

 


Südamerika

Manta | Peru

Ein Manta wird traditional für das Tragen von allem Möglichen genutzt. Aber auch für das Tragen von Kindern. Die Frauen tragen darin ihre Kinder auf dem Rücken, in jeder Situation: Essen, Kochen, Arbeiten.

Wurde ursprünglich auch als Kleidungsstück genutzt, dass Rücken und Schulter abgedeckt hat.

Rebozo | Mexiko

Ein traditionell handgewebter mesoamerikanischer Schal mit einer Länge von bis zu drei Metern. Muster, Farben und die Webtechnik sind regional geprägt. Die indigenen Völker Mexikos nutzten den Rebozo vielseitig, u. a. um Babys oder Waren darin zu befördern, oder um Frauen bei der Geburt mit speziellen Techniken zu unterstützen. Ohne Kind wird es oft auch als Stola verwendet.


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Letzte Aktualisierung: 13. Februar 2017

Quellen:

o. V. (2016): Onbu and Onbuhimo History 101, https://www.babywearing.jp (Zugriff am 06.02.2017)

Kirkilionis, Evelin (2013): Ein Baby will getragen sein: Alles über geeignete Tragehilfen und die Vorteile des Tragens.

Jordan, M. (2013): Mei Tai und andere Babytragen, http://www.land-der-erfinder.ch (Zugriff am 06.02.2017)

o. V. (2017): Traditional Andean Clothing, https://threadsofperu.com (Zugriff am 06.02.2017)

Kreska, Nina (2016): Tragen auf der ganzen Welt, http://www.du-und-dein-kind.de (Zugriff am 06.02.2017)

Conny (2012): Tragen in aller Welt, http://www.tragzeit.de/informationen/tragen-in-aller-welt (Zugriff am 06.02.2017)

Reisen in Siam im Jahre 1863, Dr. Adolf Bastians (Zugriff am 06.02.2017)

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